Berlin, 04.03.2020 – Zum internationalen Frauentag macht der Bundesweite Koordinierungskreis gegen Menschenhandel - KOK e.V. auf ein wenig gesehenes Phänomen aufmerksam: Frauen, die haushaltsnahe Dienstleistungen erbringen, sind nicht ausreichend vor Ausbeutung, Gewalt und Zwangsarbeit in Privathaushalten geschützt.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund schätzt, dass in etwa 3 Millionen Haushalten in Deutschland irreguläre Dienstleistungen erbracht werden. Dort werden überwiegend Frauen beschäftigt, die damit einem hohen Risiko für Arbeitsausbeutung ausgesetzt sind. Die Identifizierung Betroffener ist hier aber besonders schwer, weil Privathaushalte anders als andere Arbeitsbereiche kaum Kontrollen durch staatliche Behörden unterliegen.
„Die haushaltsnahen Dienstleister*innen sind regelrecht unsichtbar. Der Zugang zu Schutz und Unterstützung für Frauen, die von Arbeitsausbeutung betroffen sind, muss verbessert werden. Maßnahmen zur Prävention, zum Schutz und zur Unterstützung dieser Frauen, oftmals Migrantinnen mit geringen Deutschkenntnissen oder Kenntnis ihrer Rechte in Deutschland, gibt es kaum. Hier müssen mehr innovative Ansätze, wie z.B. unser Projekt FairCare zur fairen Vermittlung von Dienstleister*innen, unterstützt werden und Schule machen.“ sagt Claudia Robbe, Vorstand des KOK/Fachberatungsstelle FIZ.
Zwar hat die Finanzkontrolle Schwarzarbeit seit 2019 das Mandat, auch Fälle von Arbeitsausbeutung und Zwangsarbeit zu ermitteln. Die Aufdeckung dieser Straftaten soll somit erleichtert werden. Das Mandat schließt die Kontrolle von Privathaushalten jedoch nicht ein. Frauen, die z.B. in der Pflege, als Au Pair oder als Haushaltskraft tätig sind, werden nicht identifiziert und mithin nicht geschützt. „Die Politik muss diese Problematik anerkennen und Lösungsansätze entwickeln. Die Erweiterung des Mandats der FKS war ein erster wichtiger Schritt. Nun müssen aber weitere folgen, z.B. faire Vermittlung, Ausbau der Beratungs- und Unterstützungsstrukturen, denn gerade auch die spezialisierten Fachberatungsstellen müssen mit ausreichend finanziellen und personellen Mitteln ausgestattet werden, um Arbeitsausbeutung von Frauen entgegenzutreten“ so Sophia Wirsching, Geschäftsführerin des KOK e.V.
Weitere Informationen zu FairCare finden Sie unter
Die komplette Pressemitteilung steht als Download zur Verfügung.